Treffpunkt «Apérobänkli»

Auf dem ehemaligen Fabrikareal der Cellulose Attisholz AG hat der Kanton Solothurn einen Ort geschaffen, an dem man die Seele baumeln lassen kann. Der Uferpark bietet verschiedenste Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten. Auch dank der Regio Energie Solothurn.

Junge Obstbäume säumen die neue Uferpromenade entlang der Aare. Kinder spielen, Familien machen ausgedehnte Spaziergänge, und Freunde verabreden sich zum Essen unter freiem Himmel. Lange Zeit war das hier nicht möglich. Ein Zaun hielt die Öffentlichkeit über 130 Jahre lang vom Betreten des Geländes ab. Doch nun ist wieder Leben auf dem ehemaligen Fabrikareal der Cellulose Attisholz AG eingekehrt: Aus sechs Hektaren der riesigen Industriebrache hat der Kanton Solothurn ein schönes Naherholungsgebiet geschaffen. «Mit dem Uferpark ist ein einzigartiger Ort am Jurasüdfuss entstanden», sind sich Kantonsbaumeister Bernhard Mäusli und sein Nachfolger Guido Keune einig. «Er bietet viele Möglichkeiten für Jung und Alt sowie die unterschiedlichsten Orte für Flora und Fauna.» Und er sei ein Gemeinschaftswerk mit vielen beteiligten Planern und Unternehmen.

Paradies für die Tierwelt

Als Hauptsponsorin unterstützt die Regio Energie Solothurn den Uferpark mit öffentlicher Infrastruktur. An Grillstellen können die Besucherinnen und Besucher gemütliche Sommerabende verbringen. Einen Treffpunkt zu vereinbaren, ist ganz einfach: Die Tische und Sitzbankgruppen bei den Grillstellen tragen alle einen anderen Namen – vom «Feschtbänkli» über das «Glücksbänkli» bis hin zum «Schmusebänkli». Für jene, die auf dem Wasserweg anreisen möchten, gibt es einen Bootssteg. 


Und ab Herbst kann man sich bei der Vogelbeobachtungsstelle informieren, welche Vögel es im Uferpark zu entdecken gibt. Denn für die Tierwelt ist die Natur im Uferpark dank der Revitalisierung zum Paradies geworden: Kiesinseln wurden aufgeschüttet und die dichte Bestockung am Ufer entfernt, Schilfinseln wurden angelegt und Baumstrünke als Laichplätze für Fische versenkt.

Der Trinkbrunnen der Regio Energie Solothurn beim Restaurant Kantine 1881 verspricht eine kühle Erfrischung an heissen Sommertagen. Der Name des neu eröffneten Restaurants kommt übrigens nicht von ungefähr: Schon zu Zeiten der Cellulosefabrik verbrachten die Arbeiter in diesem Gebäude ihre Mittagspause. Auch die ehemalige Kläranlage hat nun eine neue Funktion: Aus ihr ist eine Spiel- und Erlebniswelt entstanden.

15 Kilometer Rangiergleise

Wer die Uferpromenade entlanggeht, kann die ehemaligen Fabrikgebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Aare nicht übersehen. Die Cellulose Attisholz AG wurde 1881 gegründet, damals als einzige Cellulosefabrik in der Schweiz. Das Fabrikgelände erstreckte sich auf beiden Seiten der Aare auf den Gemeindegebieten von Riedholz und Luterbach.

Als auf der Nordseite in den Fabrikgebäuden die Produktionsanlagen in Betrieb genommen wurden, entstand auf der Südseite am anderen Aareufer – wo heute der Uferpark ist – ein grosser Holzlagerplatz. Damit die enormen Holzmengen nicht mit dem Pferdefuhrwerk vom Bahnhof zur Fabrik gekarrt werden mussten, wurde das Südareal mit einem über 15 Kilometer langen Netz aus Rangiergleisen erschlossen. Das Unternehmen zählte in Spitzenzeiten bis zu 1200 Mitarbeitende, die hauptsächlich Zellstoffe für die Papierproduktion, später auch Hefe herstellten. Im Jahr 2000 übernahm die EMS-Gruppe die Cellulose Attisholz AG. Kurze Zeit später verkaufte diese die Fabrik an Borregaard, ein Tochterunternehmen des norwegischen Mischkonzerns Orkla, weiter. Nach stürmischen Jahren musste die Fabrik 2008 geschlossen werden. 450 Mitarbeitende verloren ihre Arbeitsstelle.

Wohnen in Industriebauten

Nach der Schliessung erarbeiteten die Gemeinden Luterbach und Riedholz gemeinsam mit dem Kanton Solothurn Masterpläne zur Weiterentwicklung des Areals. 46 Hektaren des Südareals kaufte der Kanton Solothurn. Hier werden in den nächsten Jahren viele neue Arbeitsplätze geschaffen. «Das Areal soll sich zu einem bedeutenden Industrie- und Gewerbezentrum im Mittelland entwickeln», sagen Bernhard Mäusli und Guido Keune. Angestrebt werden vor allem innovative Unternehmungen mit Wachstumspotenzial. Wie der US-Biotechnologiekonzern Biogen, der sich bereits 2016 angesiedelt hat. Weitere industriell-gewerbliche Nutzungen der Fläche wurden unterdessen ebenfalls realisiert oder sind in Planung. Auch in die verlassenen Fabrikhallen des Nordareals ist wieder Leben eingekehrt. Dieses wurde an das Zürcher Immobilienunternehmen Halter AG verkauft und wird sich in den nächsten 20 bis 30 Jahren etappenweise stark verändern: Aus dem Fabrikgelände entsteht ein attraktives Quartier mit Wohnungen, Arbeitsplätzen, aber auch Sport- und Freizeitmöglichkeiten sowie Kultur- und Gastronomieangeboten. Dabei wird ein Teil der Industriebauten erhalten und umgenutzt, damit der historische Charakter beibehalten wird.

Wie auch die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden können die Menschen, die in Attisholz leben und arbeiten, im Uferpark ihre Freizeit verbringen. Alle dürfen sich im Herbst an den Früchten der Obstbäume bedienen, die entlang der Uferpromenade wachsen. Und sich zum Beispiel beim «Schmusebänkli» treffen.

Text: Barbara Graber