Das Abenteuer "Öufi-Boot"

Sie suchten einen Job, der nicht 08/15 ist, und fanden das «Öufi-Boot». Im Schiffsbetrieb von   Brigitte und Iwan Pfyl stecken viel Herzblut und unzählige Stunden Arbeit. Nun haben die Boote   einen neuen Anstrich bekommen. 

Die Zahl 11 hat in Solothurn eine besondere Bedeutung. Es gibt zum Beispiel 11 Museen, 11 Brunnen, 11 Kirchen oder eine Uhr mit einem Zifferblatt, das nur 11 Stunden zeigt. Und es gibt das «Öufi-Boot». Ganzjährig führen die Inhaber und Betreiber Brigitte und Iwan Pfyl ihre Passagiere unter den drei Brücken an der Solothurner Altstadt vorbei oder zeigen ihnen die Uferlandschaft zwischen Attisholz und Büren an der Aare.

Das «Öufi-Boot» ist nicht nur die einzige Schifffahrtsgesellschaft im Kanton Solothurn. Ihre aus drei Booten bestehende Flotte ist sogar die einzige, welche nicht zu hoch ist, um unter der Solothurner Wengibrücke durchfahren zu können. «Oft ziehen die Passagiere reflexartig den Kopf ein, da die Lücke zwischen Schiff und Brücke beim Passieren jeweils nur wenige Zentimeter gross ist», erzählt Brigitte Pfyl.

Sprung ins kalte Wasser

2016 haben sie und ihr Mann Iwan den Schiffsbetrieb übernommen. Ein Sprung ins kalte Wasser, der Mut erforderte. Iwan Pfyl ist gelernter Werkzeugmacher und Betriebsfachmann, Brigitte Pfyl kaufmännische Angestellte und zurzeit in einem Teilzeitpensum als Einrahmerin tätig. «Wir lieben die Aare und die ganze Region. Ausserdem suchten wir eine Arbeit, die nicht einfach 08/15 ist», so Brigitte Pfyl. Mit Herzblut und Engagement stürzte sich das Ehepaar schliesslich ins Abenteuer «Öufi-Boot». Nebst dem Absolvieren der notwendigen Ausbildungen und Prüfungen investierten die beiden unzählige Stunden Arbeit in den Ausbau der Flotte. Zu MS Pisoni und MS Öufi-Boot gesellte sich schon bald die MS Wyssestei, die Platz für 44 Personen bietet. Diese hatten sie als Occasion beschafft und mit der Unterstützung von Freunden und einem professionellen Bootsbaubetrieb umgebaut.

Neue Farbe für die Flotte

Doch nicht nur der Schiffsbetrieb an sich ist aufwendig, sondern auch der Unterhalt der Boote. Damit sie in den nächsten fünf Jahren anfallende Unterhaltsarbeiten ausführen können, erhalten Brigitte und Iwan Pfyl nun finanzielle Unterstützung von mehreren Institutionen und Privatpersonen, darunter der Regio Energie Solothurn als Hauptsponsorin. Seit Mai 2019 tragen deshalb alle drei Boote nebst den «Öufi-Boot»-Farben auch das Gelb der Regio Energie Solothurn. Unterstützt wird das «Öufi-Boot» ausserdem vom Verein Schiffaare, der sich für den Schutz des Aareraumes und dessen sinnvolle touristische Nutzung einsetzt.

Berührende Momente

«Es ist eine sehr zeitintensive Arbeit», so Brigitte Pfyl. «Aber ich möchte sie um nichts in der Welt tauschen.» Auf ihren Booten begrüssen der 58-Jährige und die 57-Jährige Gäste aus der Region, aber auch Touristen aus dem nahen Ausland und sogar den USA. So verschieden die Passagiere sind, so vielfältig ist auch das Angebot des «Öufi-Boots». Dazu gehören Stadtführungen mit professionellen Guides, Fonduefahrten – ab Anfang 2020 neu mit Treberwürsten aus Twann – oder eine Schifffahrt verbunden mit anschliessendem Lamatrekking. Die Pfyls erleben ausserdem viele persönliche Ereignisse ihrer Gäste mit. So etwa Taufen, Heiratsanträge oder Geburtstagsfeiern. Auch Urnenbeisetzungen mit wasserlöslichen Urnen werden immer beliebter. «Das sind jeweils sehr berührende Momente», sagt Brigitte Pfyl.

Kein Wellenschlag

Die drei Boote sind mit höchstens 8 bis 10 km/h auf der Aare unterwegs. Da sie dadurch keinen Wellenschlag verursachen, können die Inhaber ihren Passagieren die Schönheit der Aarelandschaft zeigen, ohne die Ufervegetation zu beeinträchtigen. Der sorgfältige Umgang mit der Natur ist den beiden sehr wichtig. Davon zeugt auch ihr Firmencredo: Nur wer die Natur kennt, kann sie auch schätzen und schützen.

Text: Barbara Graber