Ein SOclever-Haus hoch am Jura

Bei Sanierungen lohnt sich ein Blick aufs Ganze.

Urs und Tanja Klausner wohnen an einem beneidenswerten Plätzchen: in Selzach, hoch am Jura, am Südhang, sonnig, mit viel Natur rundherum – und bisher mit Ölheizung. «Als wir das Haus vor 20 Jahren kauften und komplett umbauten, war Öl die einzig sinnvolle Lösung», erzählt Urs Klausner, den alle «Beni» nennen, weil er der Jüngste, der «Benjamin» der Familie, war. Als Schreiner konnte er sehr viel selbst machen. So hat er beim Aus- und Umbau des über 100 Jahre alten Hauses darauf geachtet, dass es energetisch möglichst sinnvoll wird. Dank einer überdurchschnittlich dicken Isolation und einem Schwedenofen, der den unterschiedlichen Wärmebedürfnissen von Mann und Frau Rechnung trägt, ging das Haus schon immer sehr sparsam mit dem Öl um. Etwa 1500 Liter jährlich reichten aus – trotz der exponierten Lage am Berg etwa auf 500 Metern über Meer. Doch wie es Ölheizungen so geht, irgendwann sind sie ausgebrannt. Aber Klausners wollten nichts überstürzen und entschieden deshalb frühzeitig. Die Anlage hätte zwar durchaus noch ein paar Jahre funktionieren können, doch alte Heizungen haben die Gewohnheit, möglichst abends am 23. Dezember den Geist aufzugeben. Dieses Risiko wollten Klausners nicht eingehen und planten deshalb gemeinsam mit der Regio Energie Solothurn frühzeitig einen Ersatz für die alte Ölheizung – nach dem Prinzip des SOclever-Hauses

Photovoltaik und Wärmepumpe 

Die Idee hinter dem SOclever-Haus ist eine moderne, ökologische Energieanlage, deren modularer Aufbau eine laufende Erweiterung erlaubt, je nach Lebensumständen und wechselnden Bedürfnissen der Bewohnenden. Im Fall der Klausners besteht das System aus einer Photovoltaikanlage, einer Luft-Wasser Wärmepumpe und einem Batteriespeicher. Das Konzept war klar, doch ganz einfach ging es dann doch nicht. Das Haus steht ausserhalb der Bauzone und in der Jura-Schutzzone. Die Bewilligungsverfahren dauern länger, und die Resultate sind nicht immer nachvollziehbar. So konnten Klausners nur einen Teil des perfekt nach Süden orientierten Dachs mit Photovoltaikpanels bedecken. Aber mit solchen Schwierigkeiten sind sie vertraut, seit sie das damals ziemlich baufällige Haus gekauft und komplett umgebaut hatten. 

Inzwischen ist alles installiert und funktioniert perfekt. Eine App auf dem Smartphone zeigt jederzeit an, wie viel Strom produziert, verbraucht und gespeichert wird. Das System könnte nun beispielsweise noch durch eine Wallbox ergänzt werden, sollte irgendwann einmal ein elektrisches Auto zum Haushalt dazustossen. Schon jetzt produzieren Klausners übers Jahr fast genau so viel Energie, wie sie selber verbrauchen. Und schon für den kommenden Winter dürfte die eigene Stromversorgung einen deutlichen finanziellen Vorteil bieten. Denn nicht nur der Preis für den eingekauften Strom steigt, während jener für den selbst produzierten gleich bleibt. Auch die Wärme ihrer alten Ölheizung wäre diesen Winter deutlich teurer geworden: einerseits weil der Heizölpreis gestiegen ist, anderseits weil die Tanker auf dem Rhein aufgrund der Trockenheit kaum noch die halbe Fracht von Rotterdam nach Basel transportieren konnten – der Wasserstand des Rheins ist eine der wichtigsten Preiskomponenten des Schweizer Heizölpreises.

Modulares Konzept 

Für Thomas Gesierich, Leiter Liegenschaftskunden bei der Regio Energie Solothurn, ist das Haus der Klausners ein sehr schönes Beispiel dafür, wie das Konzept des SOclever-Hauses als Gesamtlösung auch bei bestehenden Liegenschaften funktionieren kann. «Alle Komponenten kommunizieren miteinander; das System ist modular aufgebaut und lässt sich an geänderte Umstände anpassen, etwa wenn die Bewohner auch nach der Pandemie öfter zu Hause arbeiten möchten und dort mehr Strom brauchen», sagt er. «Das Haus ist nun auf möglichst hohen Eigenverbrauch ausgelegt.» Und genau so ein modernes Haus haben Klausners nun – eines, das sie vor 20 Jahren selbst geplant und saniert haben und das jetzt wieder auf dem absolut neusten Stand ist. Ein echtes SOclever-Haus.

Text: Andreas Schwander

Bilder: Michel Lüthi, bilderwerft.ch