«Eine Online-Offerte ersetzt keinesfalls die persönliche Beratung»
Steht ein Heizungsersatz an, tauchen Fragen auf. Energieberater Daniel Kammermann
erklärt, was Hauseigentümer bei der Suche nach dem passenden Heizsystem beachten sollten und welche Rolle die neutrale Energieberatung des Kantons Solothurn dabei spielt.
Daniel Kammermann, wann ist der richtige Zeitpunkt, den Ersatz der Heizung anzugehen?
Daniel Kammermann: Spätestens wenn eine Heizung älter als 20 Jahre ist oder nicht mehr störungsfrei läuft, sollten sich Hauseigentümer mit dem Ersatz befassen. Oft fallen alte Heizungen auch überraschend aus. Dann muss sehr schnell eine neue Anlage her. Gründe für eine neue Anlage können auch neue Auflagen sein, wie etwa tiefere Abgasgrenzwerte. Einige Eigentümer wünschen auch einfach eine ökologischere Lösung.
Wie finden Hauseigentümer das passende Heizsystem?
Am besten, indem sie einen neutralen Energieberater beiziehen. Dieser kennt die Technologien und die Installationsvorgaben. Er betrachtet die Liegenschaft ganzheitlich oder führt eine kurze, sogenannte Impulsberatung «erneuerbar heizen » durch. Es sind viele Faktoren, wie etwa der Zustand, die Wärmeverteilung und die Lage eines Gebäudes, die mit einbezogen werden müssen. Auch Installateure bieten die weniger umfassende Impulsberatung «erneuerbar heizen» an.
Also nimmt der Energieberater dem Hauseigentümer die Entscheidung ab?
Nein, das kann und will er natürlich nicht. Der Energieberater zeigt die Möglichkeiten auf und gibt Empfehlungen ab. Zudem kennt er die Voraussetzungen, die erneuerbare Lösungen erfüllen müssen, um finanzielle Unterstützung von kantonalen Förderprogrammen zu erhalten. Bei der Projektberatung Heizungsersatz werden die Betriebsund Energiekosten sowie die Umweltbelastung eines Heizsystems in den Bericht mit einbezogen, nicht nur die Investitionskosten. So werden Systeme mit erneuerbarer Energie oft sehr interessant. Der Hauseigentümer bekommt eine detaillierte Vorkostenberechnung, eine Wärmeerzeugerleistung und kann damit künftige Angebote von Installateuren vergleichen.
Welches Heizsystem empfehlen Sie als neutraler Energieberater?
Grundsätzlich ist Heizen mit erneuerbarer Energie die richtige Wahl. Welches System am besten geeignet ist, hängt wie gesagt unter anderem von den Gegebenheiten vor Ort und oft von den Investitionskosten ab. Möchte ein Liegenschaftsbesitzer dennoch mit fossiler Energie heizen, kann die energetische Qualität eines Gebäudes anders verbessert werden, mit einer Solaranlage, einer Photovoltaikanlage, einem Wärmepumpenboiler für die Warmwasseraufbereitung oder einer besseren Isolation.
Worauf sollte man bei der Offerteinholung achten?
Der Installateur muss die Liegenschaft unbedingt besichtigen, nach Unterlagen des Energieberaters oder nach dem Energieverbrauch fragen. Viele alte Anlagen benötigen mehr Leistung als moderne. Deshalb muss die Heizung nicht durch dieselbe Leistung ersetzt werden. Vorsicht gilt ausserdem bei Onlineplattformen. Eine Online-Offerte ersetzt keinesfalls die persönliche Beratung und die Begehung vor Ort.
Welche Positionen dürfen auf einer Offerte nicht fehlen?
Der Leistungsumfang sollte genau definiert sein. Denn es fallen Kosten für Planung, Gesuche, Bewilligungen, Bauleitung, Abbruch und Entsorgung sowie Montage und Inbetriebnahme der neuen Anlage an. Das gibt nicht nur für den Heizungsinstallateur zu tun, sondern auch für Sanitär- und Elektroinstallateure. Je nach Heizsystem sind bauliche Anpassungen, Bohrungen und Tiefbauarbeiten notwendig. Im Idealfall kümmert sich der Installateur auch um die Eingabe des Bauprojekts im Förderprogramm und die Einhaltung der Bedingungen. So ist die Kundschaft sicher, dass alle Anforderungen erfüllt werden.
Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) zeigt anhand einer Klassierung, welche energetische Qualität ein Gebäude aufweist. Hierzu beurteilt der GEAK-Experte die Gebäudehülle, die Gebäudetechnik und die elektrischen Einrichtungen. Der Kanton Solothurn übernimmt bei GEAK-Beratungen einen Teil der Kosten: maximal 400 Franken bei Einfamilienhäusern und maximal 500 Franken bei Mehrfamilienhäusern. Mit dem GEAK Plus können Hauseigentümer eine zusätzliche Sanierungsberatung mit einer erweiterten Gebäudeanalyse anfordern. Der GEAK Plus zeigt mehrere Massnahmen auf, wie die Energieeffizienz des Gebäudes verbessert werden kann und erneuerbare Energien genutzt werden können. Der GEAK-Experte erstellt dabei eine umfassende Dokumentation mit Varianten, Kostenschätzungen und Etappierungen für Energiesparmassnahmen. Der Kanton Solothurn fördert GEAK-Plus-Beratungen bei Einfamilienhäusern mit maximal 1000 Franken und bei Mehrfamilienhäusern mit maximal 1500 Franken.
Die Impulsberatung konzentriert sich nicht auf das gesamte Gebäude, sondern auf die Heizung. Impulsberater beurteilen das bestehende Heizsystem, bestimmen eine Energiekennzahl aufgrund des Verbrauchs und geben eine Empfehlung ab – auch für allenfalls noch andere Massnahmen. In der Empfehlung werden mögliche erneuerbare Heizsysteme aufgeführt und eines davon empfohlen. Mit der Empfehlung werden Kostenangaben zum System gemacht, und der Nutzen wird detailliert aufgezeigt. In einigen Fällen ist eine erweiterte Projektberatung notwendig. Der Kanton Solothurn übernimmt die Kosten dieser neutralen Energieberatung.
Zur Person
Daniel Kammermann ist kantonal beauftragter Energieberater und Impulsberater «erneuerbar heizen».
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