Gas und Wärmepumpe – das perfekte Team
In Utzenstorf erzeugt eine Wärmepumpe Wärme und Brauchwasser für die Liegenschaften der Gemeinde. Die Spitzen aber deckt ein Gasbrenner ab. Ein kleiner Anteil Biogas macht damit die grossen ökologischen Vorteile des Systems erst möglich
Die Gemeinde Utzenstorf ist typisch für viele Mittellandgemeinden. Es gibt viele Einfamilienhäuser, kaum grosse Überbauungen, und die Industrie ist auf dem Rückzug. Die seit 1892 bestehende Papierfabrik wurde vor anderthalb Jahren geschlossen. Hanspeter Rentsch, Leiter der Abteilung Bau von Utzenstorf, betreut einen vielseitigen Gebäudebestand, welcher seit den 1950er-Jahren jeweils nach dem Stand der Technik gebaut wurde. Dazu gehören zwei Schulhäuser, ein Mehrzweckgebäude und zwei Kindergartenpavillons. Beheizt wird mit dem Nahwärmeverbund nebst den Bauten der Gemeinde auch das Kirchgemeindehaus der reformierten Kirchgemeinde. Produziert wurde die Wärme bis im August 2018 mit einer Gasheizung, die auch mit Öl betrieben werden konnte. Damit kann der Versorger im Notfall den Druck in der Leitung regeln, ohne die Heizung abschalten zu müssen. Dieser Fall trat allerdings nie ein.
Als der Ersatz der alten Anlage anstand, betrachtete die Gemeinde mehrere mögliche Heizungssysteme. «Wir wollten nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigen, sondern auch eine ökologisch sinnvolle Lösung finden», erklärt Hanspeter Rentsch.
Gebäudepark mit ungewöhnlichem Bedarfsprofil
Schliesslich entschied sich die Gemeinde für eine Grundwasserwärmepumpe, zumal der Grundwasserspiegel nur wenige Meter tief liegt. Eine Besonderheit des Gebäudeparks einer Gemeinde wie Utzenstorf ist, dass Heizanlagen, welche kommunale Gebäude mit Wärme und Warmwasser versorgen, bisweilen ungewöhnliche Bedarfsprofile haben. So sind die grössten Wärmeverbraucher die Duschen für die fünf Turnhallen. Das Heizungssystem kann deshalb nicht auf einen möglichst gradlinigen Verlauf ausgelegt werden, sondern muss auch scharfe Lastspitzen abdecken können. Diese allein mit einer Grundwasserwärmepumpe abzudecken, wäre finanziell sehr aufwendig.
Deshalb kommt hier eine Zusatzheizung zum Einsatz. Da bereits ein Gasanschluss vorhanden war, entschied man sich für eine Gasheizung, die mit Biogas von der Regio Energie Solothurn betrieben wird. Die Gas-Zusatzheizung macht im Gesamtbudget der Heizungssanierung mit ein paar wenigen Tausend Franken einen verschwindend kleinen Teil aus. Sie ist aber entscheidend, um die Gesamtkosten des Projekts in einem vertretbaren Kostenrahmen zu halten. Hanspeter Rentsch sagt dazu: «Wir brauchen die Gas-Zusatzheizung sehr selten. Aber es ist wichtig, dass sie jederzeit zur Verfügung steht.» Zudem war es der Gemeinde wichtig, dass die Gas-Zusatzheizung mit erneuerbarem Gas – in diesem Fall Biogas – funktioniert, zumal die Gemeinde gemäss ihrem Energieleitbild bereits seit 2016 zu 100 Prozent erneuerbaren Strom bezieht.
Das Utzenstorfer Modell zeigt beispielhaft, wie wichtig Gas in einem modernen Energieversorgungssystem ist und welche Rolle es spielen kann. Gas kann mit minimalem finanziellem Aufwand Leistungsspitzen abdecken, die mit Wärmepumpen nicht erreichbar sind oder aber unverhältnismässig teuer wären. Auch den ökologischen Anforderungen wird die Gaslösung gerecht, denn dank dem Einsatz von Biogas verfügt die Gemeinde Utzenstorf für ihre Liegenschaften über ein nachhaltiges Gesamtsystem. Die Kombination Gas und Wärmepumpe ist für die vorliegende Lösung somit ein perfektes Team.
Text: Andreas Schwander