Langendorf hat einen neuen Bioladen
Bei «Ab und zu unverpackt» bringt die Kundschaft ihre eigenen Behälter mit.
Die wichtigste Mitarbeiterin steht gleich neben der Kasse, klein und unscheinbar und doch dauernd im Einsatz: die Waage. Im neuen Langendorfer Bioladen «Ab und zu unverpackt» von Gizem Alpagat und Verena Roth wird was immer möglich unverpackt verkauft. Die Kundinnen und Kunden bringen ihre eigenen Gefässe mit, stellen sie leer auf die Waage, füllen auf und stellen dann nochmals drauf – Teigwaren, Mehl, Getreide, aber auch Kosmetika und Reinigungsmittel, und das Sortiment wird laufend grösser.
Ein erstaunlich erfolgreicher Start
Den Laden gibt’s seit Mitte August, mitten im Dorf gleich gegenüber dem Coop. «Es läuft erstaunlich gut. Wir haben eigentlich nicht mit einem so guten Start gerechnet», sagt Gizem Alpagat. Die Lage gegenüber dem Grossverteiler bringt ihnen viel Laufkundschaft, die einfach mal reinschaut und ihre Einkäufe plötzlich zwischen Gross- und Kleinstverteiler aufteilt. Nicht nur bei der Lage, auch bei der Entstehung des Ladens hat vieles von Anfang an sehr gut zusammengepasst. Das Gebäude wurde von Hanspeter und Verena Roth gekauft. Alpagats Lebenspartner, der Sohn von Hanspeter und Verena Roth, hat es renoviert. Er betreibt mit zwei Partnern im oberen Stock ein Architekturbüro. Als der im Parterre eingemietete Velomechaniker auszog, bot sich eine Gelegenheit für die beiden Frauen, etwas Neues zu wagen – ohne das Risiko, jeden Monat eine hohe Miete erwirtschaften zu müssen.
Beide haben keinen Hintergrund im Detailhandel – Verena Roth ist die Eigentümerin der Langendorfer Kita und hat seit ihrer Pensionierung mehr Zeit. Gizem Alpagat war ebenfalls Kleinkindererzieherin. Vor allem sie hat sich in den letzten Monaten tief in die Arbeit hineingekniet. Sie hat ein Praktikum beim Bioladen «Marktecke» in Olten gemacht, sich in die Geheimnisse moderner Abrechnungssysteme eingearbeitet und eine Liste von Lieferanten zusammengestellt. Viele kommen aus der Region, es gibt aber auch einen Hauptlieferantendie Firma Biopartner, die sehr viele ähnliche Bioläden mit einem Grundsortiment beliefert. Das nimmt ihnen sehr viel Arbeit ab. «Die Leute vor allem auch aus der Bioladen-Szene haben uns von Anfang an sehr unterstützt. Wir haben da nirgends Konkurrenzdenken gespürt», sagen die beiden.
Gemüsemarkt unter dem Dach der Tankstelle
Nach dem überraschend guten Start wird nun laufend nachgebessert, und die Abläufe werden justiert. Mal werden die Öffnungszeiten etwas angepasst, dann kommt wieder ein neues Produkt dazu je nachdem, was gerade gut läuft; seien es abfüllbare Shampoos und Reinigungsmittel oder Körner und Samen, die es bisher nur paketweise gab. Auch kaufen mittlerweile einzelne Kundinnen und Kunden so grosse Portionen, dass sie statt des unverpackten Mehls gleich den Fünfkilogrammsack kaufen, der von der Mühle geliefert wird. Am Samstag gibt’s zudem einen Gemüsemarkt unter dem Vordach, das am Haus von einer mittlerweile stillgelegten Tankstelle übriggeblieben ist. Auf diese Weise wird der Laden immer sichtbarer – und die wichtigste Mitarbeiterin hat immer mehr zu tun.
Text: Andreas Schwander
Bilder: Studio Jeker, Bettina Brotbek