Die Natur zum Sehen, Hören und Fühlen
Im Naturmuseum Solothurn können die Besucher Flora und Fauna entdecken und sich für die Vielfalt in der Region begeistern lassen. Vor den Zeiten des Internets stand hingegen Exotischeres im Mittelpunkt des Interesses.
Wer die Eingangshalle des Naturmuseums Solothurn betritt, wird von Urs begrüsst. Am liebsten möchte man gleich über das borstige Fell des präparierten Bären streichen und seine grossen Zähne anfassen – widersteht dem Reflex aber, da man von Ausstellungsobjekten bekanntlich die Finger lassen sollte. Nicht so im Naturmuseum. «Bei uns darf man alles anfassen, was nicht in einer Glasvitrine ausgestellt wird», sagt Museumsleiter Dr. Thomas Briner. Hier gibt’s die hiesige Tier- und Pflanzenwelt zum Sehen, Hören, Fühlen. Das sei ein wichtiger Bestandteil ihres Pädagogik-Konzepts, erklärt der Museumsleiter, während er durch die Ausstellung führt. Mit den interaktiven Elementen ist die zwischen 2011 und 2018 etappenweise erneuerte Ausstellung insbesondere für die jüngeren Besucher ein Highlight. Deshalb kommen viele Familien, aber auch Schulklassen ins Naturmuseum.
Schildkrötenpanzer aus dem Steinbruch
Inhalte pädagogisch sinnvoll zu vermitteln und nur ausgewählte Objekte zu präsentieren, war nicht immer Ziel der Ausstellung. Zu den Anfangszeiten im 19. Jahrhundert wurden ganze Sammlungen, oft auch mit vorwiegend exotischen Tieren aus Afrika, Ostasien und nordischen Ländern, gezeigt. Denn bevor das Internet und die Suchmaschinen erfunden wurden, hatte die Bevölkerung nur im Museum die Möglichkeit, etwas zu sehen, das nicht hier lebt oder wächst. So war es damals auch andernorts üblich, seiner Heimatstadt von einer Auslandsreise ein Objekt für die Sammlung mitzubringen. Die Geschichte des Naturmuseums Solothurn begann mit dem naturwissenschaftlichen Interesse von Franz Josef Hugi. Der Solothurner Priester und Lehrer unternahm viele Exkursionen in die Natur und interessierte sich für Steinbrüche der Region. Dort fand er verschiedene Fossilien, darunter auch fossile Schildkrötenpanzer. «Hugi war seiner Zeit voraus, denn damals war die Evolutionstheorie von Darwin noch kein Thema in Solothurn», erklärt Thomas Briner. Die Panzer bildeten schliesslich den Grundstock für seine Sammlung, die über die Jahre immer grösser wurde, bis er sie 1820 der Stadt Solothurn, die bis heute die Eigentümerin des Naturmuseums ist, vermachte.
Tiere und Pflanzen aus der Region
Die Exponate aus früheren Museumszeiten sind auch heute noch im Besitz des Naturmuseums. Allerdings werden seit dem Umzug von der Werkhofstrasse an den Klosterplatz im Jahr 1981 nicht mehr ganze Sammlungen gezeigt. Vielmehr sind Ausstellung und Sammlung zwei ge- trennte Bereiche eines Museums. «Wir pflegen die Objekte unserer Sammlung und stellen sie Forschern zur Verfügung», so Thomas Briner. Die Ausstellung hingegen konzentriert sich heute auf die regionale Flora und Fauna. Die Besucher können das Aussehen der verschiedenen Tiere und teilweise die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen in Ruhe studieren. Das solle sie für die Natur begeistern und gleichzeitig einen respektvollen Umgang mit ihr vermitteln, erklärt der Museumsleiter. «Wir möchten unseren Besuchern die Augen öffnen für die Vielfalt, die es in unserer Region zu entdecken gibt.»
Wintergäste im Uferpark beobachten
Um nach dem Museumsbesuch die Vielfalt der Natur draussen zu erleben, lohnt sich ein Ausflug in den 2019 eröffneten Uferpark auf dem ehemaligen Industrieareal Attisholz. Dieser liegt im Naturschutzreservat Aare Flumenthal, wo zahlreiche Vogelarten, darunter der Zwergtaucher, die Tafelente, die Reiherente oder der Flussuferläufer, überwintern. «Möchte man diese beobachten, ist es wichtig, dass man Ruhe bewahrt und von den Vögeln nicht wahrgenommen wird», erklärt Andreas Schäfer, stellvertretender Museumsleiter und Sammlungsverantwortlicher Wirbeltiere im Naturmuseum. Am besten funktioniert die Beobachtung das ganze Jahr über im Schutz des Vogelbeobachtungspostens der Regio Energie Solothurn. Für diesen hat die Energiedienstleisterin vom Naturmuseum eine Informationstafel gestalten lassen, welche die Bestimmung von 40 Vogelarten ermöglicht.
Text: Barbara Graber
Bilder: zvg Naturmuseum Solothurn / Regio Energie Solothurn