«Ich mag einfach gerne Bier»
Mit fast 50 hat sich Alex Künzle selbständig gemacht: Er gründete das «Öufi Bier», in Solothurn wohlbekannt. Nicht nur, weil es seinen Namen einem regionalen Mythos verdankt. Sondern vor allem wegen seines Geschmacks – oder der vielen Geschmäcker. Um alle Sorten zu produzieren, vergrösserte Künzle letztes Jahr die Produktion. Mit im Tank sass Regio Energie Solothurn.
«Probier mal!»
– ein junger Mann mit einem Bierglas in der Hand eilt vorbei und hält es einem anderen jungen Mann unter die Nase, der seinen Weg gerade kreuzt. Kurze Diskussion, heiteres Gelächter. Und schon stieben sie wieder auseinander – weitertüfteln. Tüfteln am «Öufi Bier» und damit an über 60 Saisonsorten, welche die Solothurner Heimbrauerei produziert, neben klassischem Weizenbier, Hellem und Dunklem.
Gelassenheit und Schalk
Die jungen Männer, das sind Flöru (34) und Moritz Künzle (30), beide Bierbrauer, beide Söhne von Chef Alex Künzle (64), dem Herzen und Motor von «Öufi Bier». Dieser ist ebenfalls «im Schuss», beantwortet Telefongespräch um Telefongespräch, dazu gleichzeitig Fragen seiner Mitarbeiter. Stress kommt dennoch nicht auf im kleinen Büro im Keller unter der «Öufi Beiz», dem Restaurant zur Brauerei an der Fabrikstrasse.
Im Gegenteil:
Der Chef verbreitet seine Gelassenheit, seinen Schalk im ganzen Keller, der seit dem letzten Jahr auch zur Produktionsstätte des «Öufi Bier» gehört; vorher stellte man das Bier ausschliesslich oben in der Beiz her, seit der Gründung der Brauerei im Jahr 2000.
Alex Künzle ist überzeugt: «Eine kreative Atmosphäre ist wichtig, um das Potenzial der Mitarbeiter zu wecken. Und gute Leute sind das A und O.»
Nicht nur Gas und Strom
«Auch Regio Energie hat gute Leute», zieht Künzle die Parallele zur Energieversorgerin der Region, die «Öufi Bier» nicht nur mit Strom und Gas beliefert, sondern letztes Jahr auch die ganzen Elektroinstallationen für die erweiterte Brauerei realisiert hat.
Da Künzle und seine Mitarbeiter inzwischen nicht nur das Fass-, sondern auch das Flaschenbier selber produzieren und abfüllen, brauchten sie ein neues Sudhaus, in dem das Bier gebraut wird. Und dazu entsprechende Anschlüsse, Kanäle und Verkabelungen. Dabei ging Regio Energie, welche ihr Gebiet eben nicht nur mit Strom und Gas versorgt, sondern auch im Bereich der Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallationen führend ist, gezielt auf die Bedürfnisse von «Öufi Bier» ein:
«Die Herausforderung war speziell, denn alles musste lebensmittelgerecht umgesetzt und entsprechend verarbeitet werden und aus Material bestehen, das sich gut reinigen lässt», sagt Beat Herzig, Verkaufsleiter Installationen bei Regio Energie Solothurn. So sind zum Beispiel auch sämtliche Kabelkanäle aus Chromstahl. «Wenn ich an einer bestimmten Stelle eine Steckdose haben wollte, war die am nächsten Tag montiert», zieht Auftraggeber Alex Künzle zufrieden Bilanz.
Hunderte von Hopfensorten
Zufrieden, das ist Alex Künzle ganz generell. Schliesslich ist sein Plan, den er vor 16 Jahren mit fast 50 beschloss, vollends aufgegangen: Der ehemalige Verkäufer hat sich erfolgreich selbständig gemacht. Mehr noch: Neben seinen beiden Söhnen und sechs Mitarbeitern arbeiten auch Künzles Frau und eine seiner Töchter in der Brauerei – für den Familienmenschen ein doppelter Erfolg. Wenn nur die andere Tochter nicht so weit weg in Brasilien lebte.
«Ich war früher auch mehrere Jahre im Ausland»,
relativiert Künzle allerdings sogleich, «in Afrika, Asien und Südamerika.» Nur, dort habe er immer etwas vermisst, und lange sei ihm nicht klar gewesen, was – bis er in Argentinien nach Monaten im Flachland wieder einmal einen Berg sah. Seitdem zieht es den Bierbrauer wöchentlich in den Jura vor der Haustür.
«Beim Laufen an der frischen Luft kann ich mich so richtig erholen»,
sagt Künzle, «das ist der perfekte Ausgleich zum Bierbrauen im Keller.» Und trotzdem: Für das kühle Blonde schlägt des Patrons Herz mindestens so stark wie für die Berge – dies merkt man, wenn er von der Braukunst erzählt. Vom Malz, mit dem man die Stärke des Biers variieren kann, und vom Hopfen, der für den Geschmack sorgt. «Es gibt hunderte von verschiedenen Hopfensorten», erklärt der Fachmann, «manche sind bitter, manche schmecken himmlisch, zum Beispiel nach Litchi.»
Gelernter Drogist
Das Weihnachtsbier der Familienbrauerei wiederum schmeckt tatsächlich nach Weihnachten. Dies aber nicht wegen des Hopfens. «Wir geben Lebkuchengewürz dazu», verrät Künzle. Und beim Fasnachtsbier werde die Würze karamellisiert, was denselben Effekt habe wie Röstzwiebeln bei Älplermagronen. «Glauben Sie also ja nicht, dass Sie in der Fastenzeit abnehmen», stellt Künzle klar, «das Gegenteil ist der Fall.» Denn trinken bricht das Fasten nicht, haben sich die Katholiken und somit auch die Solothurner schon seit jeher ausbedungen. Künzle aus dem protestantischen Bern quittiert es mit einem Zwinkern. Und erklärt weiter:
«Der Alkohol fürs Bier kommt übrigens von der Hefe.»
Sie wandle den Zucker in hohe Prozente um. Das Interesse für Chemie und Biologie kommt bei Alex Künzle nicht von ungefähr: «Ich habe Drogist gelernt, das passt ganz gut zum Brauen.» Der Hauptgrund, warum er sich ausgerechnet der Bierproduktion verschrieben hat, sei allerdings viel alltäglicher:
«Ich mag einfach gerne Bier.»
Und die Solothurner mögen Alex Künzle – das wird klar, wenn ihn seine Stammgäste oben in der Beiz begrüssen, wo sie vor Humpen und Brezel sitzen und nur selten auf die Uhr schauen, die bloss elf Stunden zeigt. Denn das weiss hier jedes Kind: Elf Stunden sind absolut genug. Zumindest in Solothurn, dem elften Kanton, der in die Eidgenossenschaft aufgenommen wurde, wo es elf Brunnen gibt, elf Kirchen, elf Tore und elf Museen. Die Zahl ist magisch. Und diesem Mythos verdankt das «Öufi Bier» denn auch seinen Namen. So ticken sie eben, die Solothurner, kennen sich untereinander und setzen auf Nähe und Nachbarschaft. Wie auch «Öufi Bier» und Regio Energie.
Text: Sarah Hadorn