Pfiffners runder Takt
Pfiffner in Utzenstorf BE macht Rundtaktmaschinen und ist Contracting- und Stromkunde der Regio Energie Solothurn – obwohl ausserhalb des traditionellen Versorgungsgebietes.
Und- was machen die hier? Rundtaktmaschinen werden wohl jedem Nicht-Maschinenbauer ersteinmal spanisch vorkommen. Aber auf Rundtaktmaschinen hergestellte Dinge nutzt jeder Mensch täglich – seien es Teile in Autos, Möbeln oder Haushaltgeräten.
Gigantische Mengen
«Unsere Maschinen produzieren kleine industrielle Teile in sehr grossen Serien», sagt Alexander Duner, strategischer Einkäufer bei Pfiffner und auch für den Stromeinkauf verantwortlich. Hansulrich Oberli, Betriebselektriker und Berufsbildner ergänzt: «Mit allen Teilen, von denen Sie jährlich mehr als eine Million Stück brauchen, sind Sie bei uns richtig – idealerweise viel mehr als eine Million». Das bedingt eine andere Herangehensweise. Der normale Maschinenbau für die Produktion von Kleinserien arbeitet mit Allround-Maschinen, mit denen man alle paar Tage oder Wochen etwas anderes produzieren kann. Die Pfiffner- Maschinen dagegen werden schon im Werk auf ein einziges spezielles Werkstück hin konstruiert und eingerichtet. Das können sie dann jahrelang herstellen – mit höchster Geschwindigkeit und Präzision.
«Wir sind unter den Werkzeugmaschinenherstellern in einer Nische in der Nische», sagt Alexander Duner. Pfiffner ist hochspezialisiert auf ein nur selten gebrauchtes Produkt. Und genauso wie die Firma in einer Nische operiert, beschäftigt sie Nischen-Spezialisten wie Thomas Flückiger, der als Selbständiger bei Pfiffner unter Vertrag ist. Er schabt mit einer speziellen Maschine die Kontaktflächen aller grossen Bauteile, damit sie so plan wie möglich aufeinanderpassen. Die Bearbeitung hinterlässt ein dekoratives Fleckenmuster und wurde seinerzeit auch vom legendären Autofabrikant Ettore Bugatti auf seinen Motorblöcken zur Verzierung angebracht. Heute wird sie nur noch sehr selten angewandt, weil sie sehr arbeitsintensiv und damit teuer ist. Doch bei Pfiffner ist sie ein Zeichen von Qualität.
Das grosse Schaben
Insgesamt beschäftigt Pfiffner etwa 250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und macht einen Umsatz von 70 Millionen Franken jährlich. In Utzenstorf werden die angelieferten und vorbearbeiteten grossen Gussteile kontrolliert und in monatelanger Montagearbeit zu riesigen Fertigungszentren zusammengebaut. Das Grundsystem ist immer gleich. Um eine grosse mittlere Säule sind sternförmig alle hydraulisch und pneumatisch angetriebenen Systeme angeordnet, die Werkstücke von allen Seiten her bearbeiten können – sägen, fräsen, drehen, bohren, schleifen oder biegen.
Mittlerweile kommen Kundinnen und Kunden mit immer komplizierteren Teilen, die sie oft erst mal in sehr teuren Verfahren als Einzelstücke gefräst, gegossen oder 3D-geprintet haben. Nun brauchen sie eine Maschine, die das viel schneller und viel billiger in riesigen Mengen macht. Die Ingenieure bei Pfiffner zerbrechen sich dann oft monatelang die Köpfe, wie sie ihren Fabrik-Stern um das Werkstück herumorganisieren. 72 Prozent der Aufträge von Pfiffner stammen aus der Automobilbranche. Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren spürt Pfiffner schon jetzt. Wenn immer weniger Motoren und Getriebe mit ihren unzähligen Wellen und Zahnrädern und anderen komplizierten Präzisionsteilen verkauft werden, sind die Autokonzerne zurückhaltend mit Investitionen in teure neue Fertigungskapazität. Entsprechend genau muss Alexander Duner kalkulieren – auch beim Strom. Da hat nun die Regio Energie Solothurn das beste Angebot gemacht. Seit Januar 2024 beliefert sie die Pfiffner AG mit Strom, wobei Utzenstorf aber nicht im Stromversorgungsgebiet liegt.
Stromliferant selber wählen
Ab einem Jahresverbrauch von mehr als 100 000 kWh können Unternehmen Ihren Lieferanten auf dem freien Markt wählen. Gleichzeitig bezieht die Pfiffner AG ihre Wärme schon lange im Contracting-Verfahren von der Regio Energie Solothurn, für eine so genannte Zweistoff-Feuerung, einen Heizkessel, der sowohl Gas wie auch Heizöl verbrennen kann. Die Heizung der Fabrik gehört der Regio Energie Solothurn und dient auch als Regelkapazität fürs Gasnetz. Wenn der Druck in den Gasleitungen abzusacken droht, kann die Heizung auf Ölbetrieb umgestellt werden, um den Gasverbrauch zu reduzieren. Das ist in den letzten 15 Jahren aber erst ein einziges Mal vorgekommen. Allerdings ist die Heizung nun am Ende ihrer Lebensdauer angekommen und soll durch ein ökologischeres System ersetzt werden. Ebenfalls bereits geplant ist der Bau einer grossen Photovoltaikanlage auf dem Fabrikdach. «Das ist ideal», sagt Hansulrich Oberli. «Da können wir den Strom laufend in der Produktion verbrauchen und werden unabhängig von den Schwankungen der Strompreise.» Auch für solche Anlagen hat die Regio Energie Solothurn Contracting-Lösungen, bei denen der Kunde nichts für die Investition bezahlt und dann jahrelang Strom zu einem fixen Tarif erhält – genauso, wie die Pfiffner-Maschinen jahrelang die gleichen Teile zum gleichen Preis produzieren.
«Wir sind optimal positioniert»
Herr Keller, wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Firmen wie Pfiffner?
Die Kooperation mit Pfiffner verläuft sehr erfolgreich, geprägt von hoher Loyalität und einer starken Kundenorientierung. Bei der Regio Energie Solothurn sind wir optimal positioniert, um nicht nur eine exzellente Gasversorgung, sondern auch wettbewerbsfähige Strompreise anzubieten. Unsere Flexibilität und schnelle Reaktion auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden haben dazu beigetragen, Pfiffner erfolgreich als Stromkunden zu gewinnen. Wir erkennen ein erhebliches Potenzial im Stromgeschäft und setzen alles daran, diese Chancen optimal zu nutzen.
Was haben Firmenkunden davon?
Die Kundinnen und Kunden bekommen eine massgeschneiderte Lösung, egal ob sie einjährige oder mehrjährige Verträge abschliessen. Diese sind auch flexibel bezüglich der Menge. So hat Pfiffner immer denselben Strompreis pro bezogene Kilowattstunde, auch wenn sie in den nächsten Jahren eine PV-Anlage aufs Fabrikdach bauen und damit weniger Strom von uns beziehen werden.
Weshalb ist die Regio Energie Solothurn an solchen Kunden interessiert?
Wir sind interessiert an Kundinnen und Kunden, die langfristige Partnerschaften schätzen. Oft achten Stromkundinnen und -kunden in erster Linie auf den Preis, ein freundlicher und regionaler Ansatz kann aber ein Wettbewerbsvorteil sein. Durch diese Herangehensweise kann die Zusammenarbeit nicht nur im Stromgeschäft, sondern auch in anderen Bereichen ausgebaut werden.
Text: Andreas Schwander
Fotos: Michel Lüthi, bilderwerft.ch