Saubere Produkte mit Strom vom Dach

Christian Herzog ist Drucker mit Leib und Seele – und doch nur aus Zufall. Er trat erst vor rund zehn Jahren in die 1967 von seinen Eltern gegründete Firma ein, nachdem sein älterer Bruder aus gesundheitlichen Gründen die Druckerei nicht mehr weiterführen konnte. Seit 2019 ist er stolzer Besitzer der Druckerei.

Drucker, bleib bei deinen Buchstaben

Die Druckerei Herzog stellt ausschliesslich Printprodukte her. «Wir machen das, worin wir Profis sind», sagt Christian Herzog. Das heisst für ihn «Schuster, bleib bei deinen Leisten» oder auch «Drucker, bleib bei deinen Buchstaben». «Es wäre nicht sinnvoll, wenn wir auch Websites oder andere elektronische Produkte anbieten würden. Das können andere besser. Aber wir machen das allenfalls gemeinsam mit Partnerfirmen.» Doch wenn es um Print geht, kommen viele Kunden direkt zu ihm nach Langendorf, auch für die Gestaltung und erst recht für die kunstgerechte Produktion. Dafür ist er hervorragend eingerichtet, mit modernen Bogenoffsetmaschinen und einer Digitaldruckmaschine.


Wie es sich für einen Patron gehört, hört er aus dem Soundteppich der Druckerei mit ihrem Brummen, Surren und rhythmischen Ticken genau heraus, welche Maschine gerade läuft und welche vielleicht eine Störung haben könnte. Dabei lässt sich das alles auch auf dem Bildschirm verfolgen. Die Druckerei Herzog ist eine vernetzte Druckerei. Das heisst, dass im Büro auf den Monitoren genau sichtbar ist, welche Maschine gerade läuft und dass alle Daten von den Computern im Büro direkt auf die Maschinen für die Produktion der Druckplatten gezogen werden können. Dies erlaubt es der Druckerei, Material einzusparen und ihre Produkte preisgünstig innert kurzer Zeit herzustellen. Die einzigen nicht vernetzten Maschinen sind die drei währschaften Heidelberger Buchdruckmaschinen, die schon mehrere Jahrzehnte Teil des Maschinenparks der Druckerei Herzog sind. Früher haben sie gedruckt, heute werden sie noch für Rill-, Stanz- und Veredelungsarbeiten eingesetzt. «Die sind nie kaputt. Im Gegensatz zu den modernen Maschinen muss da nie ein Techniker kommen, und sie arbeiten fürs Schmieröl und den Strom», lacht er.

Erneuerbarer Strom vom Dach

Der jährlich verbrauchte Strom kommt bei der Druckerei Herzog zu bis zu einem Viertel vom Dach. Seit 2019 liefert eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 43 kWp Energie und ist an einem schönen Sommertag für einen Grossteil des Summens und Brummens des Maschinenparks verantwortlich. «Als wir die Anlage bauten, hörten wir immer wieder: ‹‹‹Investiert doch das Geld besser in die Maschinen.›» Das hätte Christian Herzog wohl auch gemacht, wenn die Regio Energie Solothurn ihm nicht eine Finanzierungs- und Betriebslösung für die Photovoltaikanlage angeboten hätte. Dabei wird die Anlage von der Regio Energie Solothurn finanziert, gebaut und betrieben. Der Kunde stellt das Dach zur Verfügung und bezahlt über die Amortisationszeit einen fixen Betrag für die Energie. «Bisher war das ja eher so ein Wohlfühlprojekt», sagt Christian Herzog. Doch ab Herbst dürften die Energiepreise ansteigen, und dann wird es sich richtig lohnen, weil die Druckerei Herzog über die ganze Vertragsdauer denselben Preis garantiert hat.

250 Tonnen Papier pro Jahr

250 Tonnen Papier werden in der Druckerei Herzog jedes Jahr verarbeitet. Dabei ist Christian Herzog und seinen 15 Mitarbeitenden die Rücksichtnahme auf die Umwelt wichtig. Für seine Bestrebungen in den Bereichen Energieeffizienz und Ökologie wurde das Unternehmen mit dem Regio Energie Preis 2022 ausgezeichnet. Was für viele in der Branche gilt, ist auch für die Druckerei Herzog selbstverständlich: Der Betrieb ist FSC-zertifiziert und setzt nur Papier ein, das aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt. Schädliche Emissionen werden so weit als möglich gesenkt, zum Beispiel durch Reduktion der Makulatur. Ausserdem wird die Farbe in der Offsetmaschine nicht mit Wärme getrocknet, sondern mit Licht gehärtet. Diese Technik ist besonders energieeffizient und erlaubt eine schnellere Produktion und Weiterverarbeitung. Bei Herzog gehen alle Verbrauchsmaterialien in ein spezielles Recyclingsystem der grafischen Industrie und nicht in den normalen Müll. Zudem können die Kunden die CO2-Emissionen mit einem Aufschlag von rund 1–2 Prozent des Gesamtauftragswerts kompensieren. Das machen immer mehr, unter anderem auch deshalb, weil die Druckerei Herzog die nun steigenden Kosten für die Energie nicht vollständig an die Kundschaft weitergeben muss. Denn dank der grossen Photovoltaikanlage geht jeder Sonnenstrahl direkt in die Druckmaschinen, und die Sonne scheint immer zum gleichen Tarif.

Text: Andreas Schwander

Bilder: Michel Lüthi, bilderwerft.ch