Sauberer Strom aus Abfall
Die Kehrichtverwertungsanlage KEBAG in Zuchwil produziert aus Abwärme Strom und
Fernwärme. Beides gilt im Gegensatz zu oft verbreiteten Meinungen als CO2-frei.
Die Kehrichtverwertungsanlage KEBAG in Zuchwil entsorgt nicht nur den Abfall aus 184 Solothurner und Berner Gemeinden. Die Abwärme, die bei der Abfallverbrennung entsteht, nutzt die KEBAG in einem Fernwärmenetz oder produziert daraus mit Dampfturbinen Strom. Auch die Regio Energie Solothurn gehört zu den Stromkunden der KEBAG. So bestand das Standardprodukt «so regional» 2019 zu ca. 60 Prozent aus KEBAG-Strom. Häufig hört man, dass der bei der Kehrichtverbrennung erzeugte Strom CO2- belastet und daher nicht «sauber» sei.
«In rein physikalischer Betrachtungsweise wird beim Verbrennen von Kehricht natürlich CO2 freigesetzt», sagt Dr. Jürg Liechti, CEO der Neosys AG in Gerlafingen. Er hat eine Studie über die CO2-Emissionen des KEBAG-Stroms verfasst. «In einer CO2-Bilanz muss jedoch bei jedem Prozess, der gleichzeitig mehrere ‹Produkte› hat, festgelegt werden, welchem Produkt wie viel CO2 zugeordnet wird.» Der entscheidende Punkt hierbei: Die Verbrennung von Siedlungsabfällen ist in der Schweiz gesetzliche Pflicht. Das heisst, diese Abfälle würden auf jeden Fall verbrannt – egal, ob aus der entstehenden Abwärme Strom gewonnen wird oder nicht.
Die CO2-Emissionen, welche bei der Verbrennung entstehen, werden deshalb dem Abfallentsorgungsprozess angerechnet und nicht dem Strom, der dabei gewonnen wird. Anders ist es, wenn eine Kehrichtverwertungsanlage zusätzlich Abfälle aus dem Ausland annimmt, um Energie zu gewinnen. Da dies bei der KEBAG nicht der Fall ist, gelten ihr Strom wie auch die Fernwärme als CO2-frei.
Die Energie der KEBAG im Strommix
Der bei der Kehrichtverbrennung entstehende Strom gilt zu 50 Prozent als erneuerbar, da etwa die Hälfte der Abfälle aus organischen Ressourcen besteht. Dieser erneuerbare Teil des KEBAG-Stroms wird vom Bundesamt für Energie BFE mit der Einspeisevergütung gefördert und unter den Energieversorgern verteilt. Er wird im Strommix der Energieversorger als geförderter Strom ausgewiesen. Den von der KEBAG direkt bezogenen Strom darf die Regio Energie Solothurn deshalb seit 2016 nicht mehr als erneuerbar anrechnen.
Nun hat das BFE die bisherige Praxis geändert, weshalb der KEBAG-Strom neu in die Kategorie «Nicht erneuerbare Energien» fällt und nicht mehr wie bisher in einer eigenen Kategorie «Abfälle» ausgewiesen werden darf. Das hat zur Folge, dass das Standardprodukt «so regional» der Regio Energie Solothurn ab 2019 in der Stromkennzeichnung einen grösseren Teil nicht erneuerbarer Energien ausweist. Der Strom ist jedoch nach wie vor derselbe.
Die regionale Stromproduktion unterstützen
Das findet auch die Geschäftsleitung des Discherheims in Solothurn. «Wir sehen den KEBAG-Strom nach wie vor als ökologisch sinnvolle Sache an, da Energie aus einem Nebenprodukt der Abfallverbrennung gewonnen wird», sagt Stephan Oberli, Leiter des Discherheims. Ausserdem sei ihnen die regionale Stromproduktion wichtig, weshalb sie beim Produkt «so regional» bleiben werden. Auch der Regio Energie Solothurn ist es ein Anliegen, die Stromproduktion in der Region Solothurn zu unterstützen. Deshalb bleibt der CO2-freie Strom der KEBAG auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Standardprodukts «so regional».
Text: Barbara Graber
Fotos: Michel Lüthi, Simon Kneubühl, zvg Discherheim