Wintertreiben in Günsberg

Kunststoffplatten machen das Schlittschuhlaufen im Eispark Jurasüd zum ökologisch sinnvollen Vergnügen.

«Tote Hose.» So beschreiben Andreas Bühler und Ivan Schwab-Germann den Zustand in Günsbergs Strassen, wenn sie an die Winterabende vor 2017 zurückdenken. «Sobald es draussen dunkel wurde, schienen die Trottoirs hochgeklappt zu sein», sagt Ivan Schwab-Germann. Gemeinsam mit Andreas Bühler wollte er dem winterlichen Dorftreiben wieder Leben einhauchen.

Bei der Ideensuche erinnerten sie sich an ihre Kindheit. Damals traf man sich während der kalten Jahreszeit auf der Eisbahn mitten im Dorf. «Diese Attraktion wollten wir wieder nach Günsberg bringen», sagt Andreas Bühler. Von einer Bahn aus echtem Eis kamen sie aber schnell wieder ab. Zu warm sind die Temperaturen im Winter geworden, um eine Eisbahn wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll betreiben zu können. Stattdessen entschieden sie sich für eine wetterunabhängige Lösung: eine Schlittschuhbahn aus Kunststoffplatten.

Sportstunden im Eispark

Seit der Wintersaison 2016/2017 können die Günsbergerinnen und Günsberger, aber auch auswärtige Besucherinnen und Besucher nun im Eispark Jurasüd ihre Runden drehen und im Eisstockschiessen oder an Hockeyturnieren gegeneinander antreten. Die Bahn besteht aus 351 Polyethylenplatten und hat eine stattliche Grösse von 450 Quadratmetern. In die Platten wurde eine zwei Zentimeter tiefe Schicht Gleitmittel eingeimpft.

Das Lauferlebnis unterscheidet sich etwas vom Schlittschuhlaufen auf echtem Eis. «Der Widerstand auf Kunststoff ist höher, daher ist das Laufen in den ersten paar Minuten etwas ungewohnt», so Ivan Schwab-Germann. Anfänger lernen auf diesem Untergrund schneller Schlittschuhlaufen, da die Gefahr kleiner ist, auf die Nase zu fallen. Davon profitieren auch die Günsberger Primarschüler. Die Anlage steht direkt auf dem Schulhausplatz, weshalb die Schüler ihre Sportstunden auf  die Bahn verlegen können. Befahren darf man diese übrigens nur mit  Herrenschlittschuhen, die im Eispark gemietet werden können. Die Zacken an den Kufen von Damenschlittschuhen beschädigen den Kunststoff.

Kein Kühlsystem notwendig

Der Verzicht auf echtes Eis wirkt sich positiv auf den Energieverbrauch des Eisparks Jurasüd aus. Der Betrieb der Kunststoffeisbahn ist CO2-neutral, da kein Kühlsystem notwendig ist. Auch der Unterhalt der Bahn ist wesentlich weniger aufwendig. Während bei echtem Eis regelmässig eine Eismaschine zum Einsatz kommt, kann die Kunststoffbahn durchgehend befahren werden. Pro Saison geht das eingeimpfte Gleitmittel lediglich um einen halben bis einen Millimeter zurück. Einzig von Schnee muss die Bahn stets befreit werden. Zur Realisierung des Projekts gründeten Ivan Schwab-Germann und Andreas Bühler mit vier Mitstreitern den Sportverein Günsberg. Der Eispark Jurasüd wird vom Sportfonds des Solo-thurn und von mehreren Sponsoren finanziell unterstützt, darunter auch von der Regio Energie Solothurn und der Gasverbund Mittelland AG.

Flexibel in Grösse und Ort

Es ist möglich, den Eispark Jurasüd zu mieten. Die Anlage kann in verschiedenen Grössen an beliebigen Orten wieder aufgebaut werden. Im Herbst 2019 war der Eispark etwa in Horriwil zu Gast. Es ist auch ein Betrieb im Sommer möglich. In Günsberg selber steht die Bahn im Sommer nicht zur Verfügung. «Während dieser Zeit ist das Freizeitangebot viel grösser», erklärt Ivan Schwab-Germann. Im Winter jedoch sei der Eispark Jurasüd ein voller Erfolg.

Auch die anfänglichen Skeptiker im Dorf seien bereits nach der ersten Saison überzeugt und würden regelmässig zu Besuch kommen. Um die gesamte Bevölkerung anzusprechen, gehört zum Eispark Jurasüd auch ein Beizli,  wo Fondueplausch und Snacks angeboten werden. Vereine und Firmen können die gesamte Anlage für eigene Anlässe reservieren – ein Angebot, das  rege genutzt wird. Für den Betrieb bekommt der Sportverein Unterstützung von vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern. So treffen sich die Leute in Günsberg am Abend wieder zum Schlittschuhlaufen, Essen, Trinken und Beisammensein. Und die Trottoirs werden nicht mehr hochgeklappt.

Gut zu wissen

Saison 2020/2021 wegen Corona abgesagt

Aufgrund der Corona-Pandemie bleibt der Eispark Jurasüd während der Wintersaison 2020/2021 leider geschlossen. Üblicherweise ist die Anlage von Dezember bis Februar geöffnet und kann auch für Events (Firmen-, Vereins- und Privatanlässe) gemietet werden. Der Eintritt kostet zwei Franken, Schuhe können vor Ort für drei Franken gemietet werden. Eine Familienmitgliedschaft von 75 Franken berechtigt alle Familienmitglieder zur Nutzung des gesamten Angebots während einer Saison.

Weitere Informationen finden Sie unter eispark-jurasued.ch

Text: Barbara Graber
Bilder: Bilderwerft media, Michel Lüthi; zvg Sportverein Günsberg