ZEV ist die Energiewende für alle
Mit dem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch werden Photovoltaikanlagen auch für Mieter und Genossenschafter interessant.
Solarenergie gilt immer noch als die Energiewende der Einfamilienhausbesitzer – und das sind die wenigsten in der Schweiz. Mit einem Wohneigentumsanteil von nur rund 40 Prozent gelten wir als Land der Mieter. Doch mit dem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) wird Solarenergie für Wohnsiedlungen, Stockwerkeigentümer, Genossenschaften sowie für Unternehmen mit grossen Dächern und Nachbarn mit anderen Verbrauchsprofilen attraktiv.
Zusammen mehr Sonne
Ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch macht es möglich, dass mehrere Bezüger Strom von derselben Photovoltaikanlage beziehen können. Das kann eine Anlage auf einem Mehrfamilienhaus für viele Wohnungen sein oder auch eine auf einem Fabrikdach, die auch die Nachbarliegenschaften versorgt. Der Vorteil ist, dass solche Anlagen deutlich grösser sein können als auf einem Einfamilienhaus und somit mehr Strom produzieren. Zudem sind die Verbrauchsmuster umso unterschiedlicher, je mehr Konsumentinnen und Konsumenten an einer Anlage hängen. In einer grossen Überbauung ist immer jemand zu Hause, hat öfter jemand einen Kuchen im Backofen und wird zu unterschiedlichen Zeiten geduscht. Dadurch kann sehr viel Energie aus einer Photovoltaikanlage direkt verbraucht statt ins Netz eingespeist werden. Dies entspricht der gegenwärtigen Förderstrategie des Bundes. Statt den Eigentümern von Solaranlagen einen höheren Einspeisetarif zu bezahlen, sollen Produzenten möglichst viel Energie selbst verbrauchen. Die nun gesetzlich möglichen ZEV bringen das Privileg vom eigenen, günstigen Solarstrom auch zu Genossenschaftern, Stockwerkeigentümern und Mietern. Je nach gewähltem Modell ist der Strom vom eigenen Dach pro Kilowattstunde bis zu 6 Rappen günstiger als jener des Netzbetreibers.
Grössere Anlagen sind effizienter
Wer selbst Strom produziert, hat das Recht, diesen am Ort der Produktion zeitgleich selbst zu verbrauchen. Ein solcher Eigenverbrauch ist sozusagen das ultimative Frischprodukt. Doch wie überall sind kleine Anlagen wenig effizient, und wenn sie nur einen einzigen Haushalt versorgen, zeigt der Verbrauch stärkere Ausschläge: Manchmal wird fast kein Strom verbraucht und dann wieder viel mehr, als gerade zur Verfügung steht. So lassen sich in einem Einfamilienhaus mit Wärmepumpe (aber ohne Batterie und Elektroauto) nur 15 bis 40 Prozent des Stroms selbst verbrauchen. Den grossen Rest müssen die Erzeuger ins Stromnetz einspeisen. In einem Mehrfamilienhaus mit Elektroautos in der Tiefgarage, einer Batterie, einer elektronischen Steuerung und vielen Bezügern dürfte der Wert bei 50 bis 60 Prozent liegen.
Ein ZEV muss intern selbst abrechnen
Bis zu diesem Ziel gibt es allerdings ein paar administrative Hürden. Ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch muss den Stromverbrauch seiner Mitglieder selbst abrechnen. Das heisst, jeder braucht einen privaten Stromzähler pro Verrechnungseinheit (Wohnungen, allgemeiner Strom, Wärmepumpe, E-Ladestation) und einen des Netzbetreibers für den ganzen ZEV-Verbund. Es wird ein Mittelwert berechnet aus Eigenstromverbrauch und Strombezug aus dem Netz und an die privaten Zähler verrechnet. Im Normalfall wäre das mit Seufzen und Augenverdrehen das Ende der Idee. Schon mit wenigen Wohnungen und einem Elektroauto in der Tiefgarage, bei dem man nicht genau weiss, an wessen Steckdose es nun lädt, wird das für eine Hausverwaltung – und erst recht für private Eigentümer oder für die ehrenamtlichen Mitglieder einer Genossenschaft – eine ausgesprochen mühsame Abrechnerei. Doch da kommt der Dienst der Regio Energie Solothurn ins Spiel. «Bei allem, was man nicht mindestens jede Woche einmal macht, ist man sein Leben lang Lehrling», sagen die Benediktiner. Und Energie ist das tägliche Geschäft der Regio Energie Solothurn. Deshalb organisiert sie für ihre Kunden den ZEV und erledigt auch die ganze Abrechnung. Sinnvoll ist das ab etwa 12 oder noch besser 16 Wohnungen, damit sich der Aufwand lohnt. «Wir denken hier etwa an Genossenschaften und Stockwerkeigentümer», sagt Daniel Kammermann, Leiter Contracting und Vertrieb Fernwärme bei der Regio Energie Solothurn.
Wohnbaugenossenschaften sind der Treiber für ökologisches Wohnen und eine Alternative für Familien, die sich Wohneigentum nicht leisten können, aber trotzdem an der Energiewende mitarbeiten wollen.
Planen, finanzieren, bauen, betreiben
Der Vorteil solcher Arrangements ist nicht nur, dass man mit der ganzen Abrechnung nichts zu tun hat. Auch Planung, Betrieb, Pikettdienst und, falls gewünscht, Bau und Finanzierung können Genossenschaften, Stockwerkeigentümer und Immobilienfirmen der Regio Energie Solothurn überlassen. Die Argumente «kein Budget», «jetzt nicht» oder «keine Zeit» gelten nicht mehr. Die Regio Energie Solothurn kann die Photovoltaikanlage im Contracting-Verfahren realisieren, nimmt den überschüssigen Strom ab und rechnet mit allen Konsumenten ab. In diesem Paket hat nicht nur die Solaranlage mit dem ZEV Platz. Auch Heizungen und insbesondere Wärmepumpen sowie die Warmwasserversorgung lassen sich über Contracting planen, wenn gewünscht finanzieren, bauen und betreiben. Die Regio Energie Solothurn sucht dann nach der besten Kombination aus Photovoltaikanlagen mit Wärmepumpen oder Fernwärme, macht verschiedene Vorschläge und baut die gefundene Lösung. «Wir bieten unsere ZEV- und Contracting-Dienstleistungen auch ausserhalb unseres Netzgebiets an», sagt Daniel Kammermann. Er grenzt das geografisch ein, indem er sagt: «Das kann überall zwischen Biel, Burgdorf und Olten sein.» Somit hilft die Regio Energie Solothurn den Bauherrschaften, einen wertvollen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Und gleichzeitig können sie Aufwand und Kosten an die Energiedienstleisterin abgeben. Der ZEV macht damit die Solaranlagen zur Energiewende für alle.
Text: Andreas Schwander
Fotos: zVg Genos Energie AG