Region liefert mehr Sonnenenergie als erwartet
102 Photovoltaik-Anlagen betreibt die Regio Energie Solothurn in der Region für ihre Kunden. Was die «SOnnen-Dächer» leisten und wie effizient sie sind, hat nun erstmals eine Auswertung des gesammelten Zahlenmaterials ergeben.
Die Mojave-Wüste im Westen der USA ist einer der trockensten und heissesten Orte der Welt. Hier scheint die Sonne über 3000 Stunden im Jahr. Ideale Bedingungen für das weltgrösse Sonnenwärmekraftwerk: Seit 2014 erreicht das Solarturmkraftwerk «Ivanpah» mit seinen über 300‘000 Sonnenspiegeln eine Nennleistung von 392 Megawatt und kann 140‘000 Haushalte versorgen. Das Werk nutzt zwar eine andere Energiegewinnung als hierzulande übliche Photovoltaik-Anlagen, doch es zeigt die Möglichkeiten von Sonnenenergie.
Wie diese Möglichkeiten hierzulande aussehen, interessiert die Regio Energie Solothurn brennend. Sie hat, ebenfalls 2014, die «SOnnen-Dächer» lanciert: Sie bietet 100 Hausbesitzerinnen und -besitzern in der Region Solothurn einen Rundumservice für Photovoltaik-Anlagen: Der Solothurner Energiedienstleister bezahlt, plant und installiert die PV-Anlage und übernimmt während der 15 Jahre nach Installation auch deren Unterhalt. Danach geht die Anlage an den bzw. die jeweilige Hausbesitzer/in über.
Während dieser Zeit kaufen die Kunden den Strom, den sie direkt von der Anlage verbrauchen, der Regio Energie Solothurn ab. Der Überschuss wird ins Netz eingespeist.
Mit den «SOnnen-Dächern» hat die Regio Energie eine Entwicklung in Zusammenhang mit der Nutzung alternativer Energien aufgenommen. Denn auch in der Schweiz wurde Sonnenkraft zu einem wichtigen Pfeiler der individuellen, nachhaltigen Energiestrategie. Heute liefern Photovoltaik-Anlagen in der Schweiz bereits 200’000 Haushalte.
Mit den «SOnnen-Dächern» leistet die Regio Energie nicht nur einen Beitrag an die Diversifizierung der Stromproduktion auf verschiedene, auch nachhaltige Quellen. Die insgesamt 102 Anlagen (zu den installierten 100 kommen zwei Musteranlagen hinzu) liefern dem Energiedienstleister auch wichtige Erkenntnisse über die Eigenschaften von Photovoltaik-Anlagen in Bezug auf deren Leistung und geografische Lage sowie Ausrichtung.
Mehr Produktion, nicht nur wegen mehr Sonnenschein
2016 war das erste Jahr, in welchem alle 102 Anlagen in Betrieb waren. Erstmals seit Lancierung des Programms konnten deshalb nun die entsprechenden Daten über die Leistung von Photovoltaik-Anlagen ausgewertet werden.
Die erfreuliche Feststellung:
Die Stromproduktion liegt über den Erwartungen, die 2014 bei der Lancierung definiert worden waren. Damals gingen die Verantwortlichen von einer Jahresproduktion von 3952 kWh je «SOnnen-Dach» aus. Der effektive Produktions-Gesamtwert von 2016 lag jedoch bei durchschnittlich 4241 kWh. Somit wurde das Soll von 399,8 MWh um 7 Prozent auf 429,2 MWh übertroffen.
Einen Einfluss darauf hatten sicher die überdurchschnittlich vielen Sonnentage jenes Sommers: Wie öfter die Sonne scheint, umso mehr Strom kann eine Anlage produzieren. Zahlen aus der Stadt Bern zeigen, dass die Sonne 2016 insgesamt 1760 Stunden geschienen hat, was rund 80 Stunden über dem Normwert der Jahre 1981 bis 2010 liegt. Das entspricht einem um 4,6 Prozent höheren Wert, womit die PV-Anlagen auch so noch immer mehr als 2 Prozent über den Erwartungen liegen.
Die Zusammenstellung der Zahlen zeigt auch, dass rund 90 Prozent der Anlagen mehr Strom produzierten, als prognostiziert worden war. Knapp die Hälfte liegt in Sachen Stromproduktion zudem über der effektiven Durchschnittsleistung von 4241 kWh, hat also selbst die tatsächliche, hohe Produktivität übertroffen. Zwei Anlagen wurden in der Auswertung infolge von Betriebsschwierigkeiten gesondert betrachtet. Klar lässt sich aus den Daten auch ablesen: Produzierte eine Anlage weniger als 4000 kWh Strom, liess sich dies auf eine nicht optimale Ausrichtung der Anlage zurückführen, die teils schon bei der Installation der Anlage erkannt wurde, aber nicht umgangen werden konnte.
Die Sache mit dem Nebel…
Aus den Daten jeder einzelnen Anlage können die Verantwortlichen der Regio Energie Solothurn Schlüsse über deren Effizienz ziehen. So lässt sich etwa ablesen, was der während des Winterhalbjahres in der Region oftmals verbreitete Nebel für einen Einfluss auf die Produktionsmenge hat. Allgemein geht man davon aus, dass das Nebelvorkommen in höher gelegenen Gemeinden wie z.B. in Oberdorf oder Langendorf geringer ist und damit die Produktionsmenge höher ist.
Es zeigte sich jedoch, dass zwar der allgemeine Rang der Produktionsmenge von Anlagen in höher gelegenen Gemeinden etwas höher liegt, es aber in tiefer gelegenen Gemeinden wie z.B. Solothurn oder Derendingen Anlagen mit nahezu gleich hoher Produktionsmenge gibt. Dies deutet darauf hin, dass der Faktor Nebel im 2016 zwar einen Einfluss gehabt haben kann, jedoch Faktoren wie Ausrichtung, Neigung und Beschattung der Module sowie die Menge an Jahres-Sonnenstunden eine mindestens ebenso einflussreiche Rolle spielen.
So lässt sich anhand der 102 «SOnnen-Dächer» bestätigen, was die Theorie vorhersagt: Einen Einfluss auf die Effizienz der PV-Anlage hat die Ausrichtung am Haus selbst, z.B. sind 7 der 102 PV-Anlagen auf einem Flachdach installiert; alle in Solothurn. Um etwas über deren Effizienz aussagen zu können, hat die Regio Energie Solothurn die 21 Solothurner Schrägdach-Anlagen als Vergleichspunkt hinzugezogen. Tatsächlich produzieren die Flachdach-Anlagen weniger Strom als Schrägdach-Anlagen, doch die Differenz liegt bei nur 4 Prozent, was vergleichsweise wenig ist.
Der mit den PV-Anlagen gewonnene Strom übrigens wurde zu 27 Prozent von den Hausbesitzern selbst verbraucht. Der Rest floss ins allgemeine Stromnetz.